Halong Bay – Willkommen im Paradies

Schon bei der Planung für meine Reise nach Vietnam stand fest dass ich Halong Bay sehen muss. Unbedingt! Ich hatte schon einiges darüber gehört und auf Arte eine Reportage über die Menschen die dort auf dem Wasser leben gesehen.

Fakten:
Halong Bay liegt im Nordosten von Vietnam. Die Bucht hat eine 120 km lange Küstenlinie und fast 2000 Inseln wovon 775 zum UNESCO-Weltkulturerbe zählen. Etwa 12.000 Menschen leben auf den Inseln und in Hausbooten. Es gibt sogar eine schwimmende Schule. Die Lebensgrundlagen der Menschen sind Fischfang, Austernzucht und der zunehmende Tourismus. Während des Vietnamkriegs wurden einige der Inseln und große Höhlen zu Auffanglagern für Flüchtlinge und Kranke und als Nachschubdepots ausgebaut. So existierte auf Cát Bà in einer Höhle ein Krankenhaus, in dem sich zeitweilig bis zu 300 Personen aufhielten.

Von Hanoi nach Halong Bay:
Die ersten Tage in Vietnam verbrachte ich in Hanoi. Nach dem ich mich von dem ersten Kulturschock erholt hatte konnte ich die bunte und quirlige Stadt sehr genießen.

Der Wecker klingelt – es ist 6 Uhr! Nicht meine Uhrzeit.. Ich spritze mir etwas Wasser ins Gesicht, ziehe meine bequemen Klamotten für die Busfahrt an und schnappe mir meinen Rucksack. Fast pünktlich mit 20 minütiger Verspätung hält der gebuchte Tourbus vor dem Hostel. Ein klappriger Kleinbus mit zehn Plätzen – fünf davon sind mit verschlafenen Backpackern besetzt.
Auch Hanoi ist noch nicht wach, nur wenige Mopeds schieben sich durch die engen Gassen, die Läden sind noch alle zu und mit Gitter verriegelt. Wir verlassen Hanoi und ich sehe die ersten Reisfelder – das erste Mal in meinem Leben.
Es ist ein diesiger, etwas verregneter Morgen. Doch das viele satte Grün was mich umgibt überwältigt mich. Ich schaue drei Stunden gebannt aus dem Fenster, bis die ersten Felsen der Ha Long Bucht aus dem Wasser ragen.

Massentourismus!?
Auf dem riesigen Parkplatz angekommen bat uns der Busfahrer zu warten. Hier standen hunderte dieser Kleinbusse, zwischen ihnen ein paar große. Im Hafen lagen so viele „Ausflugsdampfer“ dass man das Wasser kaum sehen konnte. Die Idylle dieses Ortes hatte ich mir etwas anders vorgestellt. Allerdings zählt Ha Long Bay ja auch nicht grade zu den Geheimtipps.
Nach 20 Minuten kam der Busfahrer zurück, drückte uns die Fahrkarten für die Bootsfahrt in die Hand und wies uns in Richtung Hafen. Hier endete sein Job offenbar. Ich hievte meinen 15 Kilo Rucksack auf den Rücken und begab mich in die Menschenmassen am Hafen. Hoffentlich verteilt sich das gut!

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Ein Bootfahrt die ist lustig, eine Bootfahrt….
Nach etwas suchen fand ich das richtig Boot das mich mit ungefähr 15 Menschen aus aller Welt zu den Inseln bringen sollte. An Bord war eine ausgelassene, erwartungsvolle Stimmung die mich ansteckte. Wir ließen die vielen Boote im Hafen hinter uns und schon fühlte ich mich nicht mehr wie an einem Tourihotspot.
Vor uns tauchten die ersten imposanten, grün bewachsenen Steinfelsen auf. Der Legende nach spuckten Drachen diese Felsen ins Meer um die Landbewohner vor Angriffen zu schützen. Wie auch immer dieses Naturwunder entstand – es ist unfassbar schön. Am Rand der Felsen waren viele bunte Hausboote befestigt. So gerne würde ich eins von innen sehen. Wie mag es wohl sein hier zu leben?

Mal abgesehen von den Millionen Touristen die jedes Jahr vorbeischippern stelle ich mir das sehr romantisch vor. An einigen Hausbooten sind Stege angebracht die um Becken herumführen. An einem hielten wir an.
Ein Fischrestorant – den Fisch kann sich wer möchte frisch aus dem Becken, was mit Netzen im Meerwasser befestig war, aussuchen. Ich wanderte an den Becken vorbei – viele exotische Fische und Meerestiere sind hier gefangen und schwimmen womöglich ihre letzten Runden im heimischen Gewässer bevor sie auf den Tellern hungriger Touristen landen. Ich entschied mich für einen Schokorigel.

…mit dem Kanu zwischen den Inseln!
Gestärkt ging es weiter zum nächsten Programpunkt: Kanu fahren. Ich bin zwar kein begeisterter Wassersportler, doch in dieser Umgebung ist selbst Kanu fahren großartig. Auf dem Steg des Kanuverleihs herrschte rege Geschäftigkeit. Rettungswesten sind Pflicht, ich streifte mir eine über – sie war noch ziemlich klamm von ihrer letzten Fahrt.
Ein Mitarbeiter half mir beim Einsteigen, drückte mir ein Paddel in die Hand und stieß mich vom Steg ab. Ein paar hundert Meter von mir entfernt war ein großes Loch im Felsen einer Insel. Offenbar kann man dort hineinfahren. Der Himmel strahlte nun endlich blau und die Sonne schien mir ins Gesicht. Es war ein warmer Tag – 35 Grad.
Das Felsloch war nun fast vor mir, es führte in das Innere der Insel.
Durch eine Art Grotte paddelte ich hinein. Es wirkte wie ein Vulkankrater, gefüllt mit türkiesblauem Wasser. An den steilen Felswänden rangten Palmen, auf einer sahs ein Affe ganz entspannt und schaute zu mir runter. Es war traumhaft schön dort und ich hätte Stunden bleiben können – allein mit mir, dieser faszinierenden Kulisse und dem Affen. Ein magischer Ort! Doch leider war die Zeit auf dem Kanu begrenzt und ich musste zurück zum „Ausflugsdampfer“.

Grotte – kitschig aber schön!
Noch völlig beeindruckt von der Kanufahrt ging es mit dem Boot weiter zu einer Grotte auf einer der vielen Inseln. Dort gab es einen kleinen Hafen an dem wir anlegten. Eine knirschende Holztreppe führte zu dem 100 Meter über dem Meer liegenden Eingang. Den Weg nach oben bahnten sich mit mir noch ca. 50 Menschen.
Als ich die Höhle betrat mussten sich meine Augen kurz an die Dunkelheit gewöhnen, erst dann sah ich die riesigen Tropfsteine von der Decke hängen – in leuchtend bunten Farben angestrahlt. Ich fühlte mich wie von einer Märchenwelt umgeben. Es war ganz still, fast andächtig. Vereinzelnd hörte man das klicken einer Kamera.
Ein schmaler Weg führte durch die Grotte, ein paar Treppen hier und da. Ein riesiges Labyrinth aus imposanten, kunstvoll geformten Steinen – wie es nur die Natur kann. Über Jahrhunderte ist diese Höhle entstanden, hat sich verändert, ist gewachsen. Ein Tropfen platschte auf meine Nase, riss mich aus meinen Gedanken und erinnerte mich daran weiter Richtung Ausgang zu gehen.

….und weiter nach Hue.
Mit dem Boot ging es zurück zum Hafen von Ha Long Bay. Es war schon 17 Uhr – kurz vor Sonnenuntergang. Im Paradies verfliegt die Zeit offenbar schneller. Mit dem Schlafbus wollte ich weiter nach Hue reisen. In einem kleinen Office konnte ich eine Karte für 20 Uhr kaufen. Mir bleibt also noch etwas Zeit die Strandpromenade entlang zu schlendern, eine Pho zu essen – das vietnamesische Nationalgericht, eine Suppe mit Rind und Glasnudeln und eine Kokosnuss zu trinken. In der Nacht im Bus hatte ich genug Zeit von diesem unvergesslichen Tag zu träumen..

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